Der Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron war einmal ein Star – und ist jetzt nur noch ein Häftling unter Tausenden. In Theresienstadt soll er ein letztes Mal seine Fähigkeiten beweisen und das Dasein dort als fröhliches jüdisches Leben inszenieren. Gerron sieht sich vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt.
Charles Lewinsky: „Seit ich in einer Sendung – ich wüsste nicht mehr zu sagen, ob es sich im Radio oder am Fernsehen war – zum ersten Mal etwas über Kurt Gerron erfuhr, hat mich sein Schicksal nicht losgelassen. Ein beliebter Sänger und Schauspieler, ein Ufa-Star, der mit allen Prominenten seiner Zeit befreundet war, ein erfolgreicher Filmregisseur, der von einem Tag auf den andern aus seinem Atelier und seinem Heimatland vertrieben wird, das wäre eigentlich schon Basis genug für einen Roman. Aber dass dieser Mann dann in Holland dann ausgerechnet in ein Durchgangslager gerät, dessen Kommandant mit großem Aufwand Kabarett spielen lässt, das ist kaum zu glauben. Genau so wenig, wie dass er später im Ghetto von Theresienstadt gezwungen wird, einen Film zu drehen, in dem dieses Hungerlager, in dem so viele Menschen starben und von wo aus noch viel mehr nach Auschwitz deportiert wurden, als Paradies geschildert werden sollte. Der Film ist heute irrtümlich unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ bekannt. Eigentlich hieß er „Theresienstadt – eine Dokumentation aus dem jüdischen Siedlungsgebiet.“ Manche Überlebende und Nachgeborene werfen Kurt Gerron vor, dass er sich nicht geweigert hat, diesen Film zu drehen. In meinem Roman versuche ich zu zeigen, in welcher moralischen Zwickmühle er steckte.“