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Geschichte von Lahm

Geschichtlicher Überblick

  • Um 788 erste urkundliche Erwähnung – in einer Urkunde heißt es: Lahm besitzt einen höchst nutzbaren Wiesengrund
  • Bis heute leben hier etwa 500 Evangelische Einwohner – mit allen Ortschaften die zur Pfarrei gehören

    Luftaufnahme Lahm
  • Schloß
    seit 1333 ist eine Burganlage bekannt (mit einer kleinen Wasserburg – umgeben von Wassergraben) Rest ist heute Schloßteich

    Reste der Grundpfeiler des alten Wasserschlosses

    Um 1700 wurde das jetziges Schloß gebaut von Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein dazu auch die Schloßgebäude und die Kirche
    um 1810 wurde es verkauft – die Besitzer waren zunächst Herzog Wilhelm von Bayern später Herzog Maximilian
    ab etwa 1850 befindet es sich in Besitz der Familie Grell (bis heute)

    Schlossgebäude von Lahm

    Grund für den Verkauf war akute Geldnot (Carl August Julius Otto von LichtensteinTheaterbaron – hatte sich ganz dem Theater und der Kunst verschrieben – brauchte Unmengen Geld

  • Familie von Lichtenstein
    Die Linie gehört zum Ritterkanton Baunach (weitere Besitzungen Schloß Lichtenstein bei Ebern, Schloß Geyersberg bei Sesslach, Hohenstein bei Coburg, Schloß Gereuth)

    Familienwappen der Familie von Lichtenstein

    bis 1317 lässt sich die Linie zurückverfolgen
    1693 ist die Familie fast schon ausgestorben – Adam Heinrich von Lichtenstein fällt vom Pferd (hat zu diesem Zeitpunkt nur eine Tochter)
    aber: Frau war schwanger: 10 Monate (!) später wird Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein geboren (wird deshalb auch „posthumus“ genannt) – er baut diese Anlagen
    Sein Enkel – Theaterbaron war unter anderem Intendant am Hoftheater Dessau – ab 1800 künstlerischer Leiter am Hoftheater Wien – 1811 Direktor am Theater Bamberg – er gerät immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten 1819 verkauft er das Rittergut Lahm – (seine Enkel haben keine männlichen Nachkommen – Lichtensteiner sterben aus)

  • Kirche
    1477 wurde eine kleine Kirche auf Schloßeigenem Grund gebaut – in einer Chronik heißt es dazu: „ein gar kleines Kirchlein“, die jedoch die Gnade von Gott gehabt hat, dass „sie schon 1570 einen evangelischen Pfarrer bekommen hat“.
    Vorher hat der Ort zur Pfarrstelle Mürsbach gehört.
    1617 und 1693 wurde diese Kirche erweitert.
    1728-1732 Neubau dieser Kirche von Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein.
    Entwürfe stammen von dem Ansbacher Hofbaudirektor Carl Friedrich von Zocha – Die Pläne sind dabei sicher von Adam Heinrich beeinflusst – er hatte in Paris Architektur studiert – dort den französischen Barock kennengelernt – mit puritanisch- calvinistischer Schlichtheit
  • 3 Hinweise zur Symbolik
    Grundriss der Kirche: Kreuz
    konsequent evangelische Lehre im Bau umgesetzt – Chorraum ist nur angedeutet – in dem aber nun die gesamte Gemeinde sitzt (Priestertum aller Gläubigen)
    Bilderrahmen (für Heiligenbilder) angedeutet – aber es waren nie Bilder drin – keine Heiligenverehrung – das Wort öffnet den Weg zu Gott.
    3 Stufen drücken die Wertigkeit aus: Altar – Kanzel – Orgel (Dienst – Wortverkündigung – Musik)
    Rückseite – Herrschaftsempore (etwas höher als die Kanzel – früher verblendet – mit eigenem Aufgang)
    Kronleuchter (Messing um 1790 hergestellt ursprünglich auf Schloß Ehrenburg in Coburg – ein weiterer dieser Art ist im Musiksaal der Orangerie Erlangen)
    Grundsteinlegung war am 27. April 1728 – 3 Grundsteine
    1. Grundstein ist Jesus Christus, er allein soll der Grund dieser Kirche sein
    2. Gott lass unsern Lichtenstein alt und dauerhaftig sein
    3. Gott lasse diesen Kirchenstein eine Zier des Landes, eine Freud der Christen sein
  • Unter der Kirche befindet sich die Gruft mit 22 belegten Plätzen (20 sind noch frei) und eine Quelle die beim Neubau entdeckt und gefasst wurde (vermutlich wird das Wasser aus dem Schloßteich damit gespeist)

    links und rechts zwei Grabplatten dazu eine weitere hinten im Fürstenaufgang von Johann Lorenz Bach (Schulbedienter und Cantor in Lahm – ein Großneffe von J.S. Bach)
  • OrgelGebaut hat die Orgel Heinrich Gottlieb Herbst – neben Silbermann der die bedeutendste Orgelbauerfamilie dieser Zeit – unter anderem Hildesheim, Magdeburg, oder Dom von Halberstadt (die aber alle vollkommen zerstört wurden oder nur noch teilweise erhalten sind).
  • Die Familie Herbst stammt aus der Nähe von Magdeburg von wo auch die Frau von Adam Heinrich Gottlob von Lichtenstein stammt – dort hat er wohl die Instrumente der Familie Herbst kennengelernt und sich in sie verliebt. Deshalb will er so ein Instrument in Lahm haben.
    Hier in Lahm – die einzige vollständig erhaltene Orgel von Herbst
    Besonderheit – viele Metallpfeifen und Klänge die Johann Sebastian Bach sehr schätzte: Quinta Thöne 16 und 8 Fuß, oder der beeindruckende 32 Fuß Posaunen Baß.
    Das alles macht diese Orgel zu einem einzigartigen Instrument
    Ohne Übertreibung kann man sagen, dass es wahrscheinlich weltweit die wertvollste evangelische Kirchenorgel ist
  • Außerdem war der Groß-Neffe von Johann Sebastian Bach Johann Lorenz Bach einige Jahre Kantor hier in Lahm (Grabstein im Aufgang zur Empore).
    Grabstein von Johann Lorenz Bach

    Deshalb wird diese Orgel oft „Bachorgel“ genannt, weil er bei seinem berühmten Groß-Onkel Johann Sebastian Bach ausgebildet wurde und wohl seine klanglichen Vorlieben mit berücksichtigt wurden

    Herbstorgel