In einem feierlichen Festakt wurde heute die neu renovierte Itzgrundhalle in Kaltenbrunn eingeweiht.
Schön, dass es in unserer Gegend so ein gutes Miteinander von Kommune, Handwerksbetrieben, Politik (regional und überregional) und Kirche(n) gibt.
Hier die Ansprache von Pfarrer Bergner und das gemeinsame Gebet mit Diakon Schindler zum Nachlesen:
Liebe Bürgermeisterin Nina Liebermann,
sehr geehrte Damen und Herren vom Gemeinderat,
lieber Kollege Boddu,
sehr geehrte Ehrengäste,
Herzlichen Dank für die Einladung zur Einweihungsfeier,
brauchts denn das? So eine großes Haus für so eine kleine Kommune?
Was das alles kostet. Allein die Sanierung und dann der Unterhalt. Heizkosten, Strom, Versicherung, usw. Brauchts das wirklich?
Ich denke ja. Das brauchts – vielleicht heutzutage mehr denn je.
Denn es kostet auch was, solche Häuser nicht zu haben. Wir haben es schmerzlich erlebt in der letzten Zeit, als wir uns nur digital treffen konnten und Absprachen über das Internet getroffen werden mussten. Sie wissen, dass ich persönlich auch sehr gerne die neuen Möglichkeiten nutze, aber bei aller Begeisterung sehe ich doch auch die Grenzen sehr deutlich.
Wie leicht vergreift sich jemand im Ton, wenn es eben kein Gegenüber gibt, dem man direkt ins Gesicht sieht. Wie schnell wird da beleidigt, abgeurteilt und verletzt, wenn man vergisst, dass es ja Menschen sind, die da am anderen Ende der Übertragungsgeräte sitzen.
Den Raum für Begegnungen nicht mehr „in echt“ zu haben, kann bedeuten, dass wir dafür mit Menschlichkeit bezahlen.
So ein Haus nicht zu haben kostet aber noch mehr. Wo sollen Beratungen in großer Runde stattfinden? Meinungsaustausch, offene Worte. Auch hier neigt das Internet dazu „Blasen“ zu bilden und uns nicht mehr Wege aufeinander zu suchen zu lassen. Kleine Grüppchen, die sich immer mehr voneinander entfernen und am Ende gar nicht mehr miteinander reden.
Und wo ich nicht mehr gehört werde, da habe ich auch keine Lust mich zu engagieren.
So ein Haus nicht zu haben, kostet womöglich die Meinungsvielfalt und das Engagement von vielen Menschen.
Und wenn wir moderne Philosophen wie Habermas ernst nehmen, dann geht mit der Meinungsvielfalt auch die Wahrheit verloren. Denn Wahrheit ist nichts was einer oder eine Gruppe für sich beanspruchen kann, sondern sie entsteht im Austausch von Argumenten. Wahrheit hat nicht einer für sich gepachtet, sondern sie scheint auf, wo wir uns einigen über Argumente und Gründe, die wir gegenseitig gelten lassen.
Dazu braucht es nicht nur das kleine Kämmerlein, in dem wir uns selbst fortbilden können, sondern es braucht den großen Raum der Begegnung. In der Bibel im Psalm 31 heißt es: du – Gott – stellst meine Füße auf weiten Raum.
So einen Raum nicht zu haben, kostet uns womöglich sogar den Glauben und die Wahrheit.
Es ist also ein starkes Zeichen und ein wichtiges Zeichen, solche Projekte, wie die Itzgrundhalle anzugehen. Denn sie ermöglicht uns Beteiligung, Austausch von Argumenten und nicht zu vergessen: gemeinsame Feiern, in den Gemeinschaft nicht nur hergestellt sondern genossen, gelebt und gefeiert wird. Die Gemeinschaft ganz vieler Menschen hier vor Ort. Und ja – das alles kostet Geld. Aber es kostet eben auch etwas, das alles nicht zu ermöglichen. Menschlichkeit, Vielfalt und Wahrheit. Und ich denke es war eine gute Entscheidung, dass ihnen dieser Preis zu hoch war.
Ein letzter Gedanke: Räume eröffnen auch Zukunft, aber die Räume alleine dann auch wieder nicht, sondern erst die Menschen, die gerne hierherkommen und den Raum mit Leben füllen.
Sie haben es ja sicher mitbekommen, auch die Kirchengemeinden müssen sparen und werden in Zukunft noch mehr darauf angewiesen sein, Dinge und Veranstaltungen miteinander zu machen. Gut, dass auch wir in Zukunft diesen Raum mit nutzen dürfen.
Als kleinen Ausblick in eine gute Zukunft habe ich Ihnen heute aber einen Überraschungsgast mitgebracht.
Marco Schindler ist als Diakon in Zukunft für den Westen des Dekanates Michelau, wo eben auch unsere Itzgrundgemeinden dazugehören, zuständig und hier mit einer halben Stelle für Kinder- und Jugendarbeit angestellt.
Und als hoffnungsvolles Zeichen und als Segen für alle Menschen, die hier in Zukunft ein und ausgehen, wollen wir miteinander ein Gebet sprechen:
A: Wir danken dir, Gott, als deine Kinder, für alles, was du für uns tust.
Wir bitten dich: Nimm dieses Haus unter deinen Schutz!
B: Halte deine Hand über dieses Haus
und über alle, die in diesem Haus ein- und ausgehen!
A: Segne die Gemeinschaft derer,
die sich hier begegnen, die hier miteinander reden,
die hier miteinander feiern, die hier miteinander lernen!
B: Lass dieses Haus zu einem Ort
des Miteinander-Lachens,
des Aufeinander-Hörens
und des Füreinander-Daseins werden!
Zu einem Ort, an dem Menschen einander
und vor allem dir, Gott, vertrauen!
A: Sei bei den Menschen, die in diesem Haus arbeiten und anderen mit ihrer Hilfe zur Seite stehen!
Lass sie durch ihr Reden und ihr Tun
deine frohe und ermutigende Botschaft weitergeben!
Uns allen zum Wohle und dir zur Ehre!
B: So segne uns und alle die hier ein- und ausgehen:
A+B: Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen