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Dorf ohne Franz – Verena Dolovai

Ein Dorf in den 60er Jahren, eine von Landwirtschaft und zartem Tourismus geprägte Gesellschaft, in dieser Umgebung wächst Maria, die Protagonistin in Dolovais Roman „Dorf ohne Franz“ auf. Die Autorin lässt Maria selbst erzählen. Und so berichtet diese dann auch ganz direkt, nüchtern, fast sachlich, so schmucklos wie ihr Leben tatsächlich verläuft. Marias Lebenserzählung setzt in der Kindheit an. Sie ist eins von drei Geschwistern, die einzige Tochter neben Josef, dem großen, und Franz, dem kleinen Bruder.

Als Mädchen hat sie es besonders schwer. Der Vater bevorzugt Josef, den älteren Sohn, die Mutter liebt Franz, das zarte Nesthäckchen. Maria ist das mittlere Kind, das ungeliebte Mädchen. Ihre Rolle ist von der Gesellschaft vorbestimmt. Der große Bruder erbt den Hof, Maria wird gezwungen einen Erbverzicht zu unterschreiben. Das Leben im Dorf bietet nur wenig Perspektiven. Wer etwas aus sich machen möchte, muss fort. So wie Franz, der kleine Bruder, der den Absprung schafft, und Maria in einem „Dorf ohne Franz“ zurücklässt.

Verena Dolovai benötigt für ihre Darstellung nur wenig Raum. Ein Dorf und eine Handvoll Protagonisten reichen völlig, um eine Zeit und ihre Gesellschaft authentisch in Szene zu setzen. Mit sparsamen aber enorm wirkungsvollen Pinselstrichen zeichnet sie ihre Figuren. Das ist wirklich große Literatur und zu Recht 2024 für den Österreichischen Buchpreis nominiert. [Booknerds]

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